T4 Campervan - Ausbau Basic

Nach dem Kauf sollte es direkt losgehen. Doch womit fängt man an?
Ich habe mir erst einmal sehr viele Videos, Blogs und Bilder angesehen, wie es andere gemacht haben. Leider war keines der Projekte ähnlich oder für mich passend. Also habe ich alles als Beispiel genutzt und mein eigenes Ding gestartet.

Aufgabenstellung - Campingausstattung für den Bus
- Bett, Schrank, Sitzbank
- Umbau zum PKW/Transporter in wenigen Minuten
- Umbau zum PKW/Transporter mit wenig Aufwand
- Campingeinbau soll für kurzfristigen Transport geeignet sein
- Camper für 3 Personen 3 Tage autark stehen
- Camper für 2 Personen 5 Tage autark stehen
- Umbau in Eigenregie mit möglichst geringen Kosten
- Umbau darf zul. Gesamtgewicht nicht übersteigen

Das ist eine sehr große Liste, die eigentlich quasi unmöglich scheint. Allerdings sollte es fast wie geplant gelingen.


Aber lieber der Reihe nach.
Punkt 1 war es, alle alten Audiokabel auszubauen. Es waren jede Menge Überreste von alten Anlagen zu finden, das alles nur Gewicht war und alles komplizierter machte. Daher musste alles raus!

Alte Audioanlange ausbauen
Das Ergebnis!

Im 2. Schritt haben Julia und ich gemeinsam die gesamte Verkleidung abgebaut und dahinter alles gegen Hitze, Kälte und Geräusche gedämmt. Zudem wurde alles bis aufs Kleinste grundgereinigt. Das war nach den 20 Jahren bitter nötig. Außerdem haben wir uns gleich um die sehr wenigen, aber vorhandenen Roststellen gekümmert.

Dämmung

Da uns die originale Wandverkleidung nicht gefallen hat und diese extrem viel Platz im Innenraum genommen hat, haben wir uns im dritten Schritt dazu entschieden, diese nicht wieder zu montieren, sondern uns selbst eine Verkleidung zu bauen. Unsere Vorlage war hier relativ einfach. Im VW T4 Transporter gibt es eine alternative, flache Version der Verkleidung. Diese haben wir uns aus Holz selbst gemacht und mit Stoff beklebt. Zur Montage haben wir die bereits vorhandenen Löcher aufgebohrt und Gewindenieten eingesetzt.

Auch das blanke Metall hat einen Bezug bekommen. Für eine kleine Abwechslung habe ich hier unterschiedliche Grautöne gewählt. Allerdings waren die Konturen des Busses nicht so einfach wie die Verkleidungsplatten.

Wandverkleidung
Wandverkleidung neu

Parallel zu den Verkleidungen haben wir auch den Boden geändert. Ursprünglich war ein Teppichboden verbaut. Dieser war allerdings schon sehr süffig. Außerdem haben wir uns relativ oft verletzt, wenn man mit der Haut über den Boden reibt. Meistens hatte ich eine lange Arbeitshose an, da meine Knie schon sehr aufgerieben waren. Schließlich haben wir den Teppich rausgerissen und gegen eine Holzplatte mit Dämmung ersetzt. Mein Bruder half mir dabei, einen PVC Bodenbelag einzubauen. Das machte die Optik in wenigen Minuten zum Hingucker.

Bodenausbau
PVC-Bodenbelag

Auf der obigen Collage sieht man zwei längliche Aussparungen im Holz. Dies ist die Position für die große Rücksitzbank. Da ich diese jedoch nur optional einbauen möchte, habe ich die Aussparungen benötigt. Da im Normalfall allerdings der PVC-Boden darüber liegt, wäre im Boden eine Mulde. Also wurde es anfangs mit Holzstreifen ausgekleidet, um den Boden eben zu halten. Allerdings hat dies mit der Zeit nachgegeben und zu knarzen angefangen. Daher habe ich einige Zeit später die Möbel wieder ausgebaut und die Bodenplatte nachbearbeitet, um Blecheinleger einsetzen zu können. Diese sind stabil genug, dass sich nun nichts mehr durchbiegt oder Geräusche verursacht. Ich habe nach wie vor die Möglichkeit die Rücksitzbank zu nutzten.

Reparatur Bodenplatte

Im fünften Schritt haben wir uns um das Bett gekümmert. Es sollte eine Box werden, die schnell und einfach ein,- und ausgebaut werden kann. Sie sollte ausziehbare Schieber haben um das Bett zu erweitern, sie sollte Klappen oder Schubladen haben, die von innen genutzt werden können und sie sollte Elektronik beinhalten können. So entstand das Konzept meiner Schlafbox. Befestigt einfach über Schrauben im Boden (original waren hier Zurranker verbaut) und zusätzlich über Anlagepunkte der Karosserie. Das Bett hat einen Ausschnitt, da es sich über den linken, hinteren Radkasten schlängelt. Dies nimmt zwar etwas Stauraum, aber davon hab ich ohnehin genug.

Bettkasten

Das Bett war eines der einfacheren Möbelstücke im Camper. Allerdings war es auch das teuerste, da ich hierzu extra in den Baumarkt gefahren bin um gutes Material zu kaufen. Nur das Holz hat mich 2020 bereits über 180 Euro gekostet. Das habe ich später an den anderen Möbelstücken anders gemacht. Das Birkensperrholz lässt sich gut verarbeiten, ist aber auch anfällig für Macken und Kratzer und für das Geld habe ich somit nichts gewonnen. Bei den nächsten Möbeln habe ich altes Material von Ebay-Kleinanzeigen verwendet, das noch gut war und mich nur wenige Euro gekostet hat. Zwar ist das Altmaterial oftmals anfällig für lose Schichten oder nachgebende Klebestellen, diese kann man mit etwas Geduld aber auch super ertragen.


Mein Küchenschrank war somit aus gebrauchten Sperrholzplatten von Ebay-Kl. Ich habe mich oft genug geärgert, weil das Material nicht so gut war und oftmals mehr Aufwand gebraucht hat, aber dafür hat mich der Grundkorpus des Küchenschranks nur ca. 30 Euro gekostet. Ich habe deutlich länger an dem Schrank gespachtelt, repariert und geschliffen, aber das alles für kleines Geld? Das war es mir definitiv wert. Die Passform für den Küchenschrank war eine sehr große Frickelei. Der T4 hat leider den Nachteil, dass nichts gerade ist und alles irgendwo schief und krumm. Daher habe ich den Schrank erst einmal aus Pappe gebaut um etwa die Maße zu haben und die Kurven halbwegs hinzubekommen.

Kartonagen als Schrankmodell
Probesitzen des Grundkorpus

Auf dem obigen Foto sieht man eine Luftführung links am Fenster. Mir war es wichtig, diese nicht wie viele andere auszubauen, sondern weiter zu verwenden. So kann ich später eine Luftstandheizung an dieses System koppeln und habe keinen großen Aufwand und muss keine neuen Löcher in die Karosserie bohren. Außerdem ist es mir wichtig, das gesamte Lüftungssystem jederzeit nutzen zu können, gerade weil man die beiden Lüftungsanlagen hinten und vorne getrennt voneinander nutzten kann.

Als ich mit der Form und Größe des Musters fertig und zufrieden war, folgte die Umsetzung mit Holz. Stück für Stück fügte sich eine Platte an die andere an. Für den ganzen Schrank habe ich insgesamt (mit Technik) über zwei Monate gebraucht. Das lag teilweise an der mangelnden Zeit, an den Materialien aber auch an den Kosten für die Technik.
Ein extremer Anschliff und doppelter Lasur mit einer Naturlasur lässt das Holz wieder wie neu aussehen und die Maserung des Materials kommt deutlich zum Vorschein, was ich sehr schön finde.

letzter Schliff und Lasur

Wir haben uns nun noch überlegt, die Arbeitsplatte etwas widerstandsfähiger zu machen. Dafür haben wir uns ein Set Epoxidharz bestellt, welches wir zum Beschichten verwendet haben. Das war mehr Aufwand als gedacht, hat aber gut funktioniert. Auch dies war ein Versuch. Keiner von uns hat jemals Berührungspunkte damit gehabt.

Epoxidharz für die Arbeitsfläche
Finish mit Arbeitsplattenharz

Zum siebten Ausbauschritt zähle ich den technischen Ausbau. Ich habe einiges an Elektronik im Auto angepasst und viele Spielereinen eingebaut. Zum Beispiel habe ich mir ein Android-Radio eingebaut, das ich auch schon im VW Polo 6N2 genutzt hatte.
Unter dem Fahrersitz hat eine 100 A/h große LiFePo4 Batterie, einen Ladebooster, einen Sicherungskasten, einen Spannungswandler und einen Hauptschalter Platz gefunden. Diese Technik versorgt die Geräte des Campers mit Strom und wird bei laufendem Motor wieder aufgeladen. Zu den elektrischen Verbrauchern im Camper zählen die Innenbeleuchtung, die Steckdosen, die Wasserpumpe für das Waschbecken sowie auch die nachträglich eingebaute Sitzheizung.

Batterieprüfung
Innenbeleuchtung

Da ich nun auch schon mehrfach etwas umgefahren habe, da ich beim Zurücksetzten kaum etwas unterhalb von 1,5 Metern Höhe sehe, habe ich mir ein kleines Set an PDC (Park Distanz Control) eingebaut. Einfach ein paar Löcher in die Stoßstange und noch Kabel ziehen. Fertig ist eine Einparkhilfe für 15 Euro. Das mit dem Umfahren ist kein Scherz.. Ich habe bereits einen kleinen Holzstapel und eine gefüllte Biotonne umgefahren ohne etwas zu merken. Wie auch? Den Motor interessiert das nicht. Man spürt im Fahrerhaus keinen Unterschied!

Wenn wir schon bei elektrischen Anlagen sind, komme ich kurz zum Punkt 230V. Landstrom ist für viele Camper ein Thema. Das habe ich mir auch überlegt und ein sehr kleines System umgesetzt. Anfangs war der Sicherungskasten einfach im Bett mit zwei Steckdosen montiert. Der Stecker führt über die Stoßstange zum rechten Nebelschlusslicht-Blindstopfen. Diesen entnehmen und den Landstromstecker herausziehen. Das ist die beste und einfachste Möglichkeit, die auch keine Probleme macht.

Unter dem Kupplungspedal wurde ein starkes Blech zur Verstärkung des Kupplungszylinders eingebaut. Dies ist beim T4 eine große Schwachstelle und löst nach einigen Jahren Probleme mit dem Kugelkopf der Kupplungsstange aus. Dies zu reparieren ist zwar nicht teuer, aber ist doch etwas aufwendig.


Zum achten Ausbauschritt zähle ich nun einige Kleinigkeiten, die für mich wichtig waren. Hierzu finden sich aber mehr Infos auf dem YouTube-Kanal.

Ich habe aus Materialresten vom Bettkasten eine Schublade gebaut, die unter der Sitzbank festgegurtet wird. Diese hatte ich nun aber schon lange nicht mehr im Auto, weil sie an vielen Stellen stört.

Schublade

Außerdem habe ich einen Vorhang eingebaut, der die Fahrerkabine vom Innenraum abschottet um unerwünschte Blicke zu vermeiden. Außerdem isoliert der Vorhang nicht nur Licht sondern auch etwas Wärme und Feuchtigkeit. Das ist wichtig, da nun die Fahrerkabine morgens nicht mit nassen Scheiben beschlagen ist und ich keine Probleme beim losfahren habe.

Gerade auf der Autobahn kommt es zu lauten Windgeräuschen. Dies tritt aber auch bei mir im Dorf auf, wenn der Wind über die Felder fegt. Daher habe ich mir Windabweiser eingebaut, um die Fenster immer etwas geöffnet lassen zu können, ohne, dass Wind, Regen oder viele Insekten rein kommen.  

Windabweiser

Mit dem Einbruch des Winters 2021 habe ich meinen Campingausbau als "fertig" deklariert. Ich hatte zum einen keine Zeit noch weiter daran zu arbeiten und ich wollte es nun erst einmal testen, was ich geschaffen habe. So extrem viel Arbeitszeit, ca. 2500 Euro für den Ausbau und jede Menge Leidenschaft steckt nun im DIY Camper. Ich habe einige Erfahrungen gesammelt, was man braucht und was nicht und das möchte ich im Frühling 2022 angehen. Es sollen Verbesserungen, Veränderungen und Optimierungen her, die mir noch mehr offene Möglichkeiten geben und mich im Camper noch flexibler werden lassen.

Camper 2021 - Grundausbau